Freitag, 3. Mai

Veröffentlicht auf von Marie

Und wieder schlägt sie zu. Die Migräne. Noch im Dunkeln greife ich frühmorgens zur ersten Triptan-Dosis. Effekt gegen Null. Ohne Frühstück schwanke ich zum wichtigsten Termin der Reha: der sozialrechtlichen Beratung. Was wir dort besprochen haben? Ich erinnere mich nur vage. Irgendetwas mit Arbeitsamt. Und eine Broschüre habe ich bekommen zum Durchlesen. Ich wanke zum jungen, netten Chefarzt, dem ich eigentlich präsentabler begegnen wollte, werde in ein dunkles Zimmer gelegt und bekomme kurz darauf zwei Spritzen mit Betäubungsmittel direkt in die zuckenden Nerven im Kopf gespritzt. Mit dem Rollstuhl werde ich auf mein Zimmer gefahren und ins Bett verfrachtet. Der Tag ist gelaufen. Gegen Mittag bringt mir eine Schwester Essen und ein frisches Coolpack. Noch bekomme ich nichts runter. Zwei Stunden später lichtet sich der Nebel. Ich finde auf dem Tisch ein Tablett mit Nudeln und Schnitzel. Was nun? Zurückgehen lassen? Dann ist das Tier umsonst gestorben. Ich richte ein kurzes Gebet an das Schwein, das hoffentlich in einem besonders schönen Teil des Tierhimmels für Massentierhaltung glücklich ist – und esse alles auf. Später ruft noch der sehr fürsorgliche Chefarzt an, dessen Spritzen mir tatsächlich Linderung verschafft haben; dann ziehe ich mich wieder in einen unruhigen Dämmerschlaf zurück. Abends kann ich wieder stehen und sehen und denken, wenn auch nicht viel mehr. Ich sehne mich unendlich nach meinem Bett, meinem Gatten, meiner Katze – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Was tue ich nur hier? Wie kann ich die Reha-Abwärts-Spirale stoppen? Vielleicht bringt mir der morgige Tag Besseres.

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